Foto: Kolping-Mainfranken GmbH | v.l. Hermann Strobl - Künstler und Architekt, Hans-Jürgen Schreckling - Künstler und Arzt
Zwei loten das „Dazwischen“ aus – Kolping präsentiert Werke von Hermann Strobl und Hans-Jürgen Schreckling
Hermann Strobl hätte noch viel mehr zu zeigen. Hunderte Bilder sind im Laufe der Jahrzehnte entstanden. „Ich male, seit ich sieben bin“, sagt der in Würzburg geborene Architekt. Seine Werke reichen von meisterhaft gestalteten Stadtmotiven bis zu fantasievollen Szenen rund um Mode. 15 ausgewählte Arbeiten präsentiert er zusammen mit Hans-Jürgen Schreckling ab 30. Oktober in der Ausstellung „Im Dazwischen“ im Kolping-Center Würzburg.
Zwischen Gelassenheit und Mut, zwischen Hinnahme und Veränderung – genau in diesem spannungsvollen „Dazwischen“ bewegt sich die Kunst von Strobl und Schreckling. Ihre Werke stellen Fragen, wo Antworten schnell gefunden scheinen, und laden ein, innezuhalten, wo wir sonst im Alltag vorbeieilen. Sie öffnen Räume, in denen das Menschliche in seiner Schönheit, aber auch in seiner Zerbrechlichkeit sichtbar wird.
Kolping steht für Menschlichkeit, für Weitblick und gegen Intoleranz. Diese Haltung findet in den Bildern der beiden Künstler eine eindrucksvolle Entsprechung: Ästhetik trifft auf Fürsorge, Linien auf Farben, Fantasie auf Erfahrung mit Leid und Hoffnung. So entstehen Werke, die weder bloß abbilden noch belehren, sondern das „Dazwischen“ spürbar machen – das Offene, Fragende, Suchende.
In einer Zeit, in der Bilder per Knopfdruck oder durch KI massenhaft entstehen, erscheint der mühevolle Schaffensprozess fast antiquiert. Doch wer die Werke betrachtet, erkennt schnell: Es sind die subtilen Details, die feinen Farbspiele, die komplexen Kompositionen, die digitale Kopien niemals ersetzen können. Ihre Szenen sind hintergründig, offen für Interpretationen und voller Fragen an den Betrachter.
Hans-Jürgen Schreckling erklärt: „Der Betrachter soll nicht ausrufen: ‚Wie schön!‘, sondern sich fragen: ‚Warum?‘“ Strobls Arbeiten entwickeln sich aus Skizzen auf Transparentpapier. Daraus entstehen Ölgemälde, die kleine Geschichten erzählen – wie das Bild einer Frau mit Kamera vor einem Schaufenster voller Modepuppen am Schmalzmarkt. Wer ist sie? Touristin oder Einheimische? Blickt sie nur durch die Linse, oder kann sie noch den Moment genießen?
Beide Künstler spiegeln ihre Lebensrealität wider: Strobl als Architekt, Schreckling als Arzt. Der Arzt sieht Leid, begleitet Menschen in schwierigen Situationen, erlebt Sterben und Trauer. So entsteht ein Bild, in dem eine Frau einen Wolf auf dem Rücken trägt – eine Metapher für Lasten, die wir tragen müssen, oft ohne ersichtlichen Grund.
Die Werke lassen sich nicht oberflächlich betrachten. Antworten kommen nur, wenn man bereit ist, tiefer zu dringen. Jede Begegnung mit einem Bild kann neue Fragen eröffnen, andere Perspektiven zeigen. Genau darin liegt die Stärke der Ausstellung: Sie bewegt sich im Dazwischen, zwischen Freude und Schmerz, zwischen Interpretation und Zweifel.
„Im Dazwischen“ ist vom 30. Oktober 2025 bis 21. März 2026 in der Galerie im Treppenhaus des Kolping-Centers Mainfranken, Kolpingplatz 1, Würzburg, zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8–17 Uhr, Samstag i.d.R. 9–15 Uhr




